Lerici kenne ich seit vielen Jahren. Ich kehre immer mal wieder für einen Nachmittag zurück, da ich, wie aufmerksame Leser meines Blogs ja wissen, meist in der Nähe von Viareggio mein Apartment habe. Dieser Reisebericht ist sicherlich nicht ganz so positiv, wie manch anderer. Ich möchte trotzdem vorweg schreiben, dass Lerici eine Kleinstadt mit einer umwerfenden Bucht und viel Schönheit ist.
Das südlichen Ligurien ist definitiv sehr empfehlenswert. Leider, wie so oft in Italien, gibt es Nepp und Chaos, was einem einfach den Urlaub vermiesen kann. Da nützt die ganze Schönheit wenig, wenn man permanent den Eindruck hat, dass man irgendwie nur noch Geldbringer ist und die Gegenleistung kaum noch stimmt!
Zugegeben, es ist nicht so schlimm wie mancherorts im Süden des Landes, aber das sollte auch keinesfalls der Maßstab sein. Und sind wir ehrlich, nur weil es woanders schlimmer ist, ist es noch lange nicht gut!
Seit Jahren schon verkehrsbergrenzt und entsprechend für die Einfahrt für Touristen sehr undurchsichtig und verwirrend.
Kommt man über die Haupteinfallstraße, wird man schon vor dem Eingangstunnel darauf hingewiesen.
Überall warnen Schilder und Kameras, dass der Zugang zur Stadt für Autos unmöglich ist. Im Sommer ist dies so, obwohl einige Hotels einen Parkplatz haben und dann ist die Einfahrt auch möglich. Wobei man ständig in mulmiges Gefühl hat, wegen der Kameras, die die Einfahrt filmen… Vielleicht kommt ja doch eine tüchtige „Multa“ mit der Post nach Deutschland.
Ich bevorzuge also die obere Einfahrt in Lerici, die weniger restriktiv zu sein scheint.
Der Hafen von Lerici
Ich war nun Ostern hier und obwohl ich mich wirklich in Italien und den Gewohnheiten auskenne, blickte ich aber nicht bei den herrschenden Regeln durch. Ein Teil der Verbots-Schilder war teilweise oder ganz verhüllt… und bei genauem Hinsehen war 5m weiter vor einem der Schilder den Verbots-Schilder eine rot/grün-Ampel. Die stand auf grün und das heißt wohl man darf hinein…
Ist halt ein Risiko, da die Kameras filmen und die Carrabinieri und die Vigili einem bei falschen Verhalten einen fetten Strafzettel machen.
Ich hab es mal riskiert und erfuhr später, dass die Schilder erst ab 15. Juli für den Sommer gelten… Hmmm, warum stand das da nicht einfach: „Verkehrsberuhigt ab 15.7.“ - wäre nicht schwer gewesen.
Ich fuhr verschwitzt und mit dem permanenten Druck einer ~200 Euro Geldstrafe also wieder an der Hauptstraße entlang und sah das „Hotel del Golfo“. 70 Euro für ein Einzelzimmer in der Nebensaison (mit mäßigem Frühstück). Immerhin gab es eine eigene Parkgarage! Sonst hätte ich auch keine anderen Parkplätze gefunden, da alle anderen Parkplätze für Anwohner waren. Wer also ein Hotel sucht, der sollte eines mit Parkplatz suchen.
Der Chef des Hotels war sehr nett und beinahe schon übermäßig bemüht. Man merkt selbst hier die italienische Krise, mehr Chaos, mehr Steuern und ein starker Preisanstieg und immer wirrere Gesetze und in Folge dessen, weniger Touristen. Die wirre Verkehrsführung und Regelung sind nur wenige Beispiele davon.
Dann bin ich los ans Meer, welches nur 100m entfernt war.
Eine wirklich schöne Bucht und man kann alles gut zu Fuß erkunden. So chaotisch es bis jetzt war, die Lage ist traumhaft.
Man sieht den schönen kleinen Segelboothafen und den zentralen Platz, genau gegenüber.
Hier gibt es noch eine richtige Fischertradition und einige nette Restaurants am Meer.
Die Preise lassen sich sehen, aber die Küche ist okay, aber oft auch nicht besser. Wie leider so oft in Touristenregionen.
Habe abends im „Mano di Fattima“ gegessen. Lachsnudeln, mit etwas zu viel Salz und rotem Wein, der alleine 5 Euro pro Glas kostete und es definitiv nicht wert war! Ein Limoncello hätte mich weitere 4 Euro gekostet, worauf ich entschied, doch besser nach Hause zu gehen. Nepp „alla Italiana“ oder wie die Italiener es nennen: La Trufa!
Der Kirchturm von Lericis Kirche
Zusammenfassung: Tolle Küste, prima Fischerdorf mit Atmosphäre und hohe, zum Teil ungerechtfertigte Preise bei mäßiger Qualität.
Das Schlimmste aber ist das „Autoproblem“ und vor allem der Zweifel für die Autofahrer. Wenn ich nicht durchblicke mit mehr als 50 Jahren Italienerfahrung, wer soll es als Ausländer dann blicken?
Das sollte die Stadtverwaltung lösen. Es kann nicht sein, dass man als Tourist im dauerhaften Zweifel bleibt, ob man nun einen Strafzettel bekommt oder nicht. Denn, wenn der Strafzettel nach Deutschland kommt, ist die Urlaubserholung hin. Falsch parken kann schnell 150 Euro kosten, das unerlaubte Einfahren in einen verkehrsberuhigten Bereich mag ich mir finanziell gar nicht ausmalen. Also, klare Ansagen bitte! Denn irgendwie muss ja ein Hotel finden und seine Koffer dort lassen.
Wenn jemand ein Hotel sucht, sollte er hineinfahren, wenn Vigili (also Verkehrspolizisten die Einfahrt regulieren, sollte man fragen), sonst fährt man im Zweifel einfach weiter, zumal vieles hier nicht dem üblichen Preisniveau entspricht.
Alle Fotos aus Lerici: